Dienstag, 31. August 2010

Medair Cockpit

Eine klassische Aufgabe um die sich die Logistik kuemmert ist der Transport. Einer meiner vier Kollegen die mir direkt unterstellt sind ist fast ausschliesslich damit beschaeftigt Fluge zu buchen und Flugzeuge zu chartern. Weil sein Urlaub faellig war habe ich ihn vertreten. Die Tage im „Medair-Cockpit“ waren spannend und turbulent!

Die Kollegen auf der Projekt-Seite (Notfallhilfe, Gesundheitsversorgung & Wasser/Sanitaer) senden regelmaessig ihre transportbezogenen Buchanfragen zum Flug-Koordinator. Um den Bedarf decken zu koennen greifen wir auf das Angebot von kommerziellen Airlines, die humanitaere Airline der UN und Mission Aviation Fellowship (MAF) zurueck. MAF ist eine christliche none profit Airline deren Flugzeuge wir regelmaessig fuer Fluege in den tiefen Busch des Suedsudan chartern.

Der internationale Flugverkehr der kommerziellen Airlines ist sehr zuverlaessig aber die Inlandsfluege mit der UN oder MAF fordern Flexibilitaet und Nerven. Um Dir einen Einblick zu geben beschreibe ich mal einen Arbeitsalltag auf dem Stuhl des Flug-Koordinators.

Es ist Freitag 12 Uhr und ich habe gerade das Flugmanifest fuer den gecharterten Flug fuer Dienstag naechste Woche fertiggestellt und an die Kollegen und MAF geschickt. Das Flugmanifest enthaelt die Passagiere, die Route, das Gewicht und die Zeiten fuer den vorgesehenen Flug. Die Nachfrage in dieser Woche ist sehr hoch, da in der vergangenen Woche eine interne Gesundheitskonferenz in Juba stattfand und die angereisten Kollegen alle wieder zurueck an ihren Einsatzort in den Busch (Malakal, Melut, Wadekona) geflogen werden muessen. Eigentlich ist Platz fuer 11 Passagiere, da wir aber nicht wissen ob wir die Maschine im Busch auftanken koennen wird, ist die Kapazitaet eingeschraenkt. Also werden nur 7 Passagiere im Manifest gelistet. Weitere 7 werden mit der UN-Airline gebucht.

Es ist Montag 7 Uhr und ich werfe einen Blick auf das Flugmanifest der UN. Voller Ueberraschung stelle ich fest, das von den 7 Passagieren nur 5 gelistet sind. Also rufe ich den Verantwortlichen im UN Buchungsbuero an um ihn auf diesen Feher hinzuweisen. Allerdings wies er mich darauf hin das der Flug ueberbucht ist und das er nur 5 Sitze fuer Medair garantieren kann. Ich gebe die entaeuschende Nachricht an zwei Kollegen weiter, dass sie morgen leider nicht abreisen koennen werden.

Es ist Dienstag morgen. Die MAF Maschine hat fast planmaessig abgehoben. Um 10 Uhr ruft mich eine Kollegin an und teilt mir mit das sich das boarding der UN-Maschine verzoegert und das sie immer noch im Warteraum sitzen.

Um 11 Uhr erreicht mich eine Anfrage von Samaritan’s Purse (eine amerikanische christliche NGO) ob wir ihnen bei der dringenden Evakuierung des erkrankten Mitarbeiters helfen und unseren MAF-Flieger - der gerade in der Region in der Luft ist -dementsprechend umleiten koennen. Nach einer kurzen Ruecksprache mit MAF entschieden wir uns dafuer zu helfen. MAF kontaktiert den Pilot und informiert ihn per Funk ueber den aktuellsten Plan.

Um 12 Uhr erreicht mich die Nachricht, dass der UN-Flug ausgefallen ist und das die Kollegen auf dem Weg zurueck ins Buero sind. In solchen Momenten wird es sehr hektisch. Jetzt gilt es abzuwaegen wie schnell und zu welchen Kosten ich die Kollegen zu ihren Einsatzstellen befoerdern kann. Auf den naechsten UN-Flieger zwei Tage spaeter wollten wir uns nicht verlassen, weil dieser hoechstwahrscheinlich wieder ueberbucht sein wuerde. Also habe ich MAF angefragt, wie schnell wir einen weiteren Flieger chartern koennen. Evtl. am Donnerstag war die Antwort, allerdings muessten noch Details dafuer geklaert werden. Abwarten!

Um 13 Uhr ruft mich jemand von einer anderen NGO an. Vier seiner Kollegen die gerade im Busch sind, sind ebenfalls von dem ausgefallenen UN-Flieger betroffen und muessten dringend nach Juba um am naechsten Tag an einer Konferenz teilnehmen zu koennen. Er wollte wissen, ob Platz ist in unserem Flieger und ob wir die Kollegen mitnehmen koennten? Nach Absprache mit MAF konnte ich ihm drei Plaetze zusagen.

Um ca. 16 Uhr die Zusage von MAF, dass bereits morgen ein Flieger zur Verfuegung stuende. Allerdings besteht das Problem, dass wir einen fuer uns wichtigen Flughafen nur einmal in der Woche benutzen duerfen und die Kollegen somit nicht zu ihrer Destination geflogen werden koennen. Nach weiteren Absprachen mit Kollegen im Busch haben wir uns geeinigt, dass die Passagiere nach Ankunft am Flughafen per Boot zu ihrem eigentlichen Bestimmungsort befoerdert werden koennen. Zeiten, Route und Namen werden definiert und ich kannt ein neues Flugmanifest erstellen und verschicken. Die Kollegen werden ueber die Check-Inn Zeiten informiert.

Es ist Mittwoch, der MAF Flieger hebt schliesslich nach einstuendiger Verspaetung ab. An einem der vorgesehen Orte kann der Flieger nicht landen da die Schotterpiste aufgrund von Regen durchweicht ist. Die entsprechenden Kollegen und deren Gepaeck werden zu einem alternativen Ort geflogen, wo sie vermutlich erst mal fuer mindestens zwei Tage festsitzen werden.

Wer im "Cockpit" des Flugkoordinators sitzt muss sich ganz fest anschnallen. Heftige Turbolenzen sind garantiert!

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