Montag, 22. Februar 2010

Bescheinigungen

In frueheren Eintraegen habe ich bereits davon erzaehlt, dass mein Aufgabenbereich sehr vielfaeltig ist. Wir, der Bereich Logistik, kuemmern uns um Unterkuenfte, Fahrzeuge, Stromaggregate, Transport, Sicherheit und IT. Letzteres umfasst die Administration von 20 PCs, 10 laptops, jede Menge Drucker und die Ausruestung einer Satelliten Internetverbindung. Inklusive der vielen kleinen Hilfestellungen fuer die Anwender und der ueblichen Instandhaltung beansprucht dieser Bereich schnell mal einen halben Tag. Weil das Budget es zugelassen hat, habe ich entschieden, einen IT Logistiker anzustellen der sich den Aufgaben in diesem Bereich annimmt und mir mehr Zeit fuer andere Aufgaben laesst.


Also musste ich mich mit dem Anstellungsprozess vertraut machen. Die Stelle und Stellenbeschreibung musste vom Ministerium fuer humanitaere Hilfe genehmigt werden. Anschliessend wurde per Aushang an unserem Tor die Stelle veroeffentlicht. Es kamen jede Menge Bewerbungen ins Haus mit unuebersichtlichen und schwer verstaendlichen Lebenslaeufen. Die Zeugnisse und Bescheinigungen haben nicht wirklich mehr Licht ins Dunkel gebracht da sie oft sehr unpraezise bezueglich Inhalt, Dauer und Leistung sind. Ich sollte hinzufuegen, dass die Sudanesen Bescheinigungen fuer alles moegliche sammeln und der Bewerbungsmappe anfuegen. Medair hat sogar im Budget ein separates Konto fuer Kosten fuer Bescheinigungen, die wir Teilnehmern von Hygiene- oder Gesundheitsschulungen aushaendigen.


Viele Bewerbungsmappen enthielten sogar die Geburtsurkunde des Bewerbers, was nun wirklich unnoetig ist, da ich den Bewerbern auch ohne Dokument geglaubt haette, dass sie an einem bestimmten Zeitpunkt geboren wurden. Als ich im Kreis der internationalen Kollegen schmunzelnd davon erzaehlt habe, hat mich meine ugandische Kolleging allerdings aufgeklaert ueber die Bedeutung der Geburtsurkunde. Waehrend auf den europaeischen Breitengraden die Ausstellung einer Geburtsurkunde ein automatischer Prozess mit genauen Daten wenige Stunden nach der Geburt ist, verlaeuft es hier anders. Die Geburtsurkunde erhaelt hier keiner automatisch sondern irgendwann mal, falls sie benoetigt wird. Da aber „irgendwann mal“ keiner weiss, wann der Betroffene geboren wurde, wird durch „Vemessung/Untersuchung der Zaehne“ das Alter im nachhinein festgestellt. Mit dem Wissen um all den Aufwand der hinter dieser Urkunde steht, kann ich mittlerweile nachvollziehen das dieses Dokument bei jedem Anlass mit Stolz gezeigt wird.


Trotz der vielen Bescheinigungen konnte ich relevante Bewerber herausfiltern. Dieser Prozess findet in Zusammenarbeit mit dem Ministerium fuer humanitaere Hilfe statt, welches darueber im Bilde sein moechte, wer sich bei uns bewirbt. Im naechsten Schritt wurde ein Englisch- und Computertest durchgefuehrt und schliesslich die Gespraeche. Beim Bewerbungsgespraech muss nicht nur ein Vertreter des Ministerium fuer humanitaere Hilfe sondern auch des lokalen Arbeitsamtes dabei sein. Das hoert sich alles schlimmer an als es schliesslich war. Wir waren uns sogar einig wer von den Bewerbern der geeigneteste ist.


Ein paar Fotos aus dem Arbeitsalltag:

Zwei unserer Koechinnen haben vor kurzem Nachwuchs bekommen. Die Maedels gehoeren zum Kuechenteam dazu und scheinen viel umkomplizierter zu sein als westliche Babys.

Die Kollegen aus dem Pharmazielager nehmen Zahlen und Listen sehr ernst ....

... damit jede Klinik am Ende die richtige Box mit der richtigen Medizin erhaehlt.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen