Mittwoch, 2. September 2009

Das ist Afrika!

Wie in einem vorherigen Eintrag beschrieben, fuehle ich mich weniger als ein Manager sondern mehr als ein “Reagierer”. Der naechtliche bewaffnete Ueberfall Ende Juli erforderte eine Reaktion. Eine kritische Betrachtung unseres Gelaendes und der Gebaeude zeigte einige Schwachstellen auf. Also wurde viel Zeit und Geld in die erhoehte Sicherheit investiert. Eine grosse Aufgabe war es unter anderem, einen Teil der umgebenden Mauer abzutragen und anschliessend zu erhoehen. Bei einem Umfang von 140 Metern, 40 cm Dicke und 3 Meter Hoehe ist das keine Aufgabe von drei Stunden sondern von drei Wochen. Zwischenzeitlich waren knapp 30 Leute im Einsatz. Ich habe voruebergehend die Rolle eines Bauleiters eingenommen. Die Sicherheitsmassnahmen werden auch noch in den naechsten Monaten einen nicht unbedeutenden Teil meiner Zeit hier einnehmen. Ein Waechterturm, ein Audio Alarmstystem und eine Kamera-Ueberwachung muessen noch entworfen und installiert warden. Zur gleichen Zeit werden andere Aufgaben nach hinten geschoben, in der Hoffnung, dass nichts Wichtiges unerledigt bleibt.

Aufgrund der Baumassnahmen mussten wir unsere Unterkunft verlassen und sind im vergangenen Monat bei anderen NGO’s untergekommen. Erst Concern, dann Tearfund und schliesslich WFP. Dabei kamen diesmal wir uns vor wie Binnenfluechtlinge. Seit Ende letzter Woche sind wir wieder in unserem “Sweet Home” zu Hause. Allerdings nimmt unser “Sweet Home” mittlerweile mehr die Form einer Festung an.

Mein Einblick in das Land und den Kontinent ist lediglich nur ein sehr geringer. Deshalb lese ich regelmaessig Buecher um den Zusammenhang besser zur verstehen. An dieser Stelle moechte ich zwei Aussagen/Geschichten zitieren, die ich auesserst interessant finde.

“ES GIBT ZWEI GESCHICHTEN uber das Wesen des Kontinents. Afrikaner erzahlen sie sich gelegentlich gegenseitig. Manchmal werden sie etwas variiert und spielen an verschiedenen Orten. Die eine Geschichte geht so.

Es steht ein Skorpion am Ufer des Nils und wurde gerne auf die andere Seite des Flusses gelangen. Er uberlegt und uberlegt, was er tun kann, und kommt nicht recht voran. Er kann nicht schwimmen, und das Wasser ist tief.Was soll er bloss machen? Da erscheint zum Glueck ein Krokodil. Komm her, Krokodil!, ruft der kleine Skorpion, und bring mich auf die andere Seite des Flusses, ich habe da etwas zu erledigen. Doch daruber kann das Krokodil nur lachen: Dich uber den Nil bringen? Ich bin doch nicht lebensmuede, frag das nachste Nilpferd, das vorbeikommt.

Ach, zier dich nicht. Hier kommt so schnell kein Nilpferd vorbei, und ich hab’ es eilig. Und auserdem:Was soll denn schon passieren? Was passieren soll? Du stichst mich, und wir saufen beide ab. Ich kenne Typen wie dich. Sei nicht albern. Warum sollte ich dich denn stechen? fragt da der Skorpion. Ich waere doch verruckt: Wenn du untergehen wurdest, ginge ich doch mit dir unter. Naja, denkt da das Krokodil, wo er recht hat, hat er recht, und kommt naeher. Na gut, spring auf, ich bring dich ruber. Und schon schwimmen die beiden los. Das Krokodil und auf seinem schuppigen Ruecken der Skorpion. Die beiden haben es gerade bis zur Mitte des Flusses geschafft. Da sticht der Skorpion zu. Sein Gift breitet sich im Korper des Krokodils aus. Es zuckt und rochelt und hat weissen Schaum vor dem Mund.
Du Idiot, ruft jetzt das Krokodil in seinem Todeskampf, jetzt gehen wir hier beide vor die Hunde.Warum tust du das?
Tja, sagt da der Skorpion, das ist Afrika.”
Quelle: Thilo Thielke, Krieg im Lande des Mahdi – Darfur und der Zerfall des Sudan, S.129 Komplettes Buch als PDF

Der Satz ”das ist Afrika” faellt uebrigens auch regelmaessig im Film “Blood Diamonds”.

“Nirgendwo werden die Wunden so tief geschlagen wie in Afrika, nirgendwo verheilen sie so schnell. Die Afrikaner, sagt der Historiker Ali Mazrui, haben ein .”
Quelle: Bartholomaeus Grill, Ach Afrika – Berichte aus dem Inneren eines Kontinents, S.405

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