Samstag, 10. Oktober 2009

Afrikanische Schule

Ich habe festgestellt, dass meine Schreibfreude nachgelassen hat. Das ist ganz klar ein Zeichen dafuer, dass nach einem halben Jahr in Darfur fuer mich der Alltag eingkehrt ist. All die Dinge, die vor kurzen noch so neu, exotisch und eine Erzaehlung wert waren sind normal. Das taegliche Chaos, die vielen Herausforderungen, das bunte Stadtbild, die staendige Praesenz von Waffen, das Leben hinter hohen Mauer – das ist mittlerweile auch fuer mich normal. Zugegeben bin ich manchmal sehr gefrustet, wenn Lieferanten unzuverlaessig sind, ordentlich Loesungen nicht verfuegbar sind und wieder ein Tag dem Ende zugeht, an dem man nur einen Bruchteil von dem erreicht hat, was man sich am friedlichen morgen optimistisch vorgestellt hat. Aber dann bin auch wieder total begeistert, wenn man sieht, dass es doch voran geht, hier und da Verbesserungen erreicht werden und sich trotz der vielen Arbeit mit den Kollegen eine Teepause und eine Runde small talk goennt.

Das Abendessen in grosser Runde mit den internationalen Kollegen ist nach jedem Arbeitstag etwas besonders entspannendes. Es werden Ereignisse vom Tag noch mal aufgetischt, oder Diskussionen ueber alles mogliche und unmoegliche gefuehrt. Von serioes bis banal. Und da die Kollegen von vier verschiedenen Kontinenten kommen, sind natuerlich weit gefaecherte Erfahrungen und Meinungen vorhanden, die die Diskussionen lebendig werden lassen. Ich weiss nicht mehr, wie wir darauf gekommen sind, aber auf einmal unterhielten wie uns ueber das Alter, in dem Kinder in Afrika die Schule gehen, oder besser gesagt, in laendlichen Teilen Afrikas. Weil wir zwei Afrikaner in unserem internationalen Team haben, konnten persoenliche Geschichten eingebracht werden. Waehrend es bei uns eine recht einheitliche Handhabung gibt, ueblicherweise mit 6 Jahren, ist es in Afrika sehr stark von der koerperlichen Entwicklung und dem geographischen Erinnerungsvermoegen des Kindes abhaengig. Meistens muss der Schueler einweg ca. 8 KM laufen, um sein Klassenzimmer zu erreichen und verstaendlicherweise ist nicht jeder Sechsjaehrige dazu in der Lage. Ich finde das ganz schoen tapfer, aber gleichzeitig auch sehr amuesant. Jedenfalls war das einer von vielen unterhaltsamen Abenden.



Ein Junge in El Geneina auf dem Weg zur Schule. Vielleicht wird das der naechste Obama!?


Meine Kollegin und ich haben eine Excel-Schulung fuer die Kollegen durchgefuehrt


Abschiedparty fuer einen der internationalen Kollegen auf unserer charmanten Veranda


Home, sweet home. Manche bezeichnen es als eine Festung, ich nenne es lieber "unser Schloss".

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