Donnerstag, 21. Mai 2009

Welcome in wild west Darfur

Am Tag der Reise nach Darfur ist mir noch mal aufgefallen, wie zurueckhaltend die Sudanesen sind. Am Flughafen angekommen, hat lediglich eine Person hoeflich angeboten die Koffer zu tragen und auch gleich meine Ablehnung akzeptiert. Auch beim Check-Inn und im klimatisierten Wartebereich ging alles gelassen und geordnet vonstatten. Das Bodenpersonal war so hoeflich nichts gegen mein Gepaeck-Gewicht von 19kg einzuwenden, obwohl nur 15kg erlaubt waren. Die Fluege werden von UNHAS durchgefuehrt, welche von WFP gesteuert werden und somit humanitaere Hilfsmassnahmen ermoeglichen bzw. zumindest enorm erleichtern. In den Tagen vorher sind aufgrund eines Habubs (Sandsturm) einige Fluege ausgefallen. Ich war sehr ueberrascht, am Abend im Teamhaus zwei Kollegen wieder anzutreffen, die ich am Morgen verabschiedet und die in zwei voellig verschiedene Richtungen geflogen sind. Beide sind abgehoben und durch die Gegend geflogen, kehrten gegen Abend aber zurueck weil sie am Zielflughafen nicht landen konnten. Soviel zum Thema Planungssicherheit.

Aber bei mir sah alles gut aus. Dem Reiseantrag wurde stattgegeben und das Flugzeug hob mit ca. 20 Passagieren puenktlich ab. Nach ca. fuenf Tagen gab es erstmals wieder einen blauen und fast staubfreien Himmel. Somit konnte ich einen sehr guten Blick aus dem Flugzeugfenster geniessen. Wenn man in Khartum abhebt, sieht man aus allen Fenstern den Nil, da hier der blaue und der weisse Nil zusammentreffen. Aber jenseits von Nil und Stadt praesentiert sich eine fast durchgaengig eintoenige Wuestenlandschaft, die lediglich von Huegeln und Wadis unterbrochen wird, welche sich wie Narben ueber das Land ziehen. Aus dieser Sicht war es nur schwer vorstellbar, dass dort unten Menschen ueberleben, geschweige denn wohnen koennen. Nach ca. zwei Stunden Flug die erste Zwischenlandung in Nyala (Sueddarfur), danach in El Fasher (Norddarfur) und schliesslich am Ziel auf einer Schotterpiste in El Geneina (Westdarfur). An allen drei Flughaefen fiel direkt die hohe Praesenz von UN-Hubschraubern auf.

Noch auf dem Rollfeld wurde ich von vier Kollegen und wieder Temperaturen von ca. 40 Grad Celsius willkommen geheissen. Willkommen in Wild West Darfur. Auf meine Frage warum es um diesen Flughafen keinen Zaun gibt antworteten die Kollegen, dass es nicht noetig sei weil sich genuegend Militaer unmittelbar um den Flughafen herum befindet. Auf der Fahrt zum Medair-Buerogelaende sticht einem eine hohe Praesenz von Gewehren ins Auge, die entweder ueber der Schulter haengen oder auf der Ladeflaeche von Jeebs montiert sind.

Weil die Sicherheit vor geht habe ich sofort ein Briefing zum Thema Sicherheit vom Projektverantwortlichen bekommen. Beim Bericht zu den juengsten Vorfaellen ist mir erst richtig bewusst geworden, wo ich wirklich gelandet bin. Dementsprechend hoch sind auch die aktuellen Sicherheitsvorkehrungen: Nie alleine zu Fuss unterwegs sein, nie ohne Funkgeraet, persoenliche Bewegungen abmelden und Ankunft bestaetigen und schliesslich Ausgangsperre ab 20 Uhr. Ca. 20% der Mitarbeiter sind Guards und der Grossteil des Alltags spielt sich hinter hohen Mauern und Stacheldraht ab. Bei einem kurzen Rundgang durch die verschiedenen Abteilungen (Logistik, Finanzen & Admin, Gesundheit & Hygiene, Wasser & Sanitaer, Kueche), habe ich ca. 50 Haende geschuettelt und gar nicht erst versucht, mir die Namen zu merken weil ich immer noch dabei bin mir die Gesichter zu merken.

Sicherheit geht vor. Der Grossteil des Alltags spielt sich hinter hohen Mauern ab.



Die Kantine und die Tischmanieren sind hier etwas anders! Aber das Essen ist lecker!


Die Kollegen aus der Abteilung Gesundheit werden fuer einen Einsatz im Binnenfluechtlingslager geschult.


Donnerstag, 7. Mai 2009

Welcome in Sudan

Ich geniesse einen sehr entspannten Start in den neuen Lebensabschnitt. Kulturschock, Stress und Ueberforderung sind bisher ausgeblieben. Der Flug ging schnell vorbei und auch der Pick-Up vom Flughafen hat direkt geklappt. Die Fahrt vom Flughafen zur Medair-Basis hat lediglich 10 Minuten gedauert, weil sich sowohl der Flughafen als auch Medair im Zentrum von Khartum befinden. Beim Aussteigen aus dem Flugzeug habe ich den Backofen-Effekt erlebt. Ich hatte das Gefuehl, dass sich in unmittelbarer Naehe ein aufgehitzter Backofen befindet und gerade jemand die Klappe geoeffnet hat. Nicht weniger als 40 Grad Celsius haben mich trotz spaeter Stunde im Sudan willkommen geheissen.
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Im Medair-Haus angekommen, hatte ich das Gefuehl, dass die Temperaturen dort noch mal mindestens 5 Grad Celsius mehr betragen. Aber dann die grosse Erleichterung. Die Schlafzimmer sind mit einer Klimaanlage ausgestattet sodass ich sehr bald den Schalter betaetigt und einen ausgedehnten Schlaf genossen habe.
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Am Samstag habe ich nach und nach die internationalen Mitarbeiter kennengelernt. Beim Mittagessen den Country-Director und seine Frau. Gleich im Anschluss Joe und Rossa, die mich zum Schwimmen in den “German Club” mitgenommen haben und beim Ausgehen zum Abendessen dann Paul und Edwin. In Nordsudan arbeiten ca. 25 internationale Mitarbeiter die immer wieder in der Basis in Khartum Stopp machen und im “Erholungshaus” unterkommen. Somit laufen einem staendig sehr interessante Kollegen ueber den Weg. Am Sonntag dann der erste Arbeitstag, der – genauso wie die naechsten Tage – von vielen Briefings gepraegt war. Dabei habe ich gleich mal ca. zehn der nationalen Mitarbeiter kennengelernt (Logistiker, Fahrer, Verwalter, Waechter, Arzt). Sehr nette und sympathische Kollegen, von denen jeder nicht weniger als zwei Mal “Welcome in Sudan” gesagt hat.
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Ich konnte auch schon drei Einheiten Arabisch-Unterricht geniessen. Bisher ist zwar wenig haengen geblieben, aber das aendert sich hoffentlich bald. Die einheimischen Kollegen sind dabei sehr hilfsbereit. Dank eines sehr guten sozialen Miteinanders im Team hatten wir gleich in den ersten Tagen so viel Unternommen, dass mir das Ganze bisher wie Urlaub vorkommt (Schwimmen, Joggen, Filmabend beim Goethe-Institut, Ausgehen …). Aber die Zeiten werden sich sicherlich bald aendern. Nach aktuellen Planungen werde ich am 12. Mai nach Darfur rausfliegen.



Mit zwei Kollegen vor dem Buero- und Teamhaus.

Der Staub laesst vermuten, dass die Autos schon seit Monaten dastehen. Aber diese Staubschicht hat sich innerhalb einer Nacht enwickelt!

Die unmitterlbare Nachbarschaft mit dem Erholungshaus vorne rechts, in dem ich gerade unterkomme.